Interview mit Prof. Dr. André Melzer
Studiendirektor des Bachelor of Science in Psychology und Assistant Professor an der Universität Luxemburg
Herr Melzer, aufgrund der derzeitigen Umstände konnte die traditionelle Soirée d’Information sur la Psychologie der ALEP dieses Jahr leider nicht wie geplant stattfinden. Gerne hätten wir vor Ort von Ihrem Studien- und Berufsweg, so wie dem Bachelor in Psychologie an der Uni Luxemburg gehört. Um unseren Zuhörern trotzdem einen kleinen Einblick geben zu können, möchten wir Ihnen auf schriftlichem Wege ein paar Fragen dazu stellen. Wir danken Ihnen vielmals, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen!
Über Ihre Studienzeit…
Weshalb haben Sie sich dazu entschieden Psychologie zu studieren?
Ich habe in Deutschland nach dem Abitur meinen 20-monatigen Zivildienst auf einer Schwerstpflegestation in einem Altenheim abgeleistet. Danach war mein bis dahin gehegter Wunsch Journalist zu werden, nicht mehr aktuell. Vielmehr hat mich dann brennend interessiert, wie und warum sich unser Verhalten im Alter ändert, und vor allem, welche Prozesse im Gehirn ablaufen, dass Menschen sich etwa plötzlich nicht mehr erinnern können und das Gedächtnis versagt. Daraufhin habe ich mich eigentlich zum ersten Mal gefragt, wie das mit dem Denken und Erinnern denn eigentlich überhaupt so funktioniert.
Hatten Sie schon am Anfang Ihres Studiums eine Idee in welche Richtung der Psychologie Sie später gehen würden?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe ja damals in Deutschland noch nach dem alten System mit Vor- und Hauptdiplom studiert, und das Vordiplom hat mir ständig neue Eindrücke und viel Theorie vermittelt, so dass ich erst einmal orientierungslos war, welcher Bereich der Psychologie für mich der richtige sein könnte. Im Bachelor haben wir in Luxemburg dagegen auch eine Reihe anwendungsbezogener Inhalte. Das hätte ich mir damals auch gewünscht. So kam ich erst gegen Ende meines Studiums erst wieder auf das Thema Gedächtnisforschung, was mich ja schon im Vorfeld sehr interessiert hatte.
Entsprach das Psychologiestudium Ihren Vorstellungen?
Nur zum Teil. Wie gesagt, es war in der ersten Hälfte schon sehr theorielastig. Erst im Hauptstudium hatten wir dann tolle praktische Anteile, wie z.B. Gesprächsmethoden oder das Praktikum. Beides gibt’s bei uns jetzt schon im Bachelorstudium. Das finde ich sehr wichtig um zu verstehen, was die Arbeit als Psychologin oder Psychologe eigentlich ausmacht.
Inwiefern war das Psychologiestudium für Sie eine Herausforderung?
Es war eine große Herausforderung. Ein echtes Problem waren für mich damals die Staffelprüfungen. Das bedeutete, man ging zu einer Prüfung oder eben nicht. Das hat keinen weiter interessiert, man musste nur irgendwann alle Prüfungen bestanden haben. Bei all dem trockenen Stoff, den man sich irgendwie draufschaffen musste, und wenn man sich ohnehin selber oft in den Hintern treten musste, um zu einer Prüfung zu gehen, und da ohnehin keiner prüfte, wann man welche Prüfung machte, war das eine große Herausforderung für die eigene Motivation. Im Bachelor haben wir dagegen Blockprüfungen. Da ist es ohne Zweifel hart, wenn in drei Wochen sechs bis acht Klausuren zu schreiben sind. Die Regeln sind aber klar, so dass der innere Schweinehund deutlich weniger Chancen hat, einen von den Prüfungen abzuhalten.
Was konnten Sie aus Ihrem Studium für sich persönlich mitnehmen, was man nicht unbedingt aus einem Lehrbuch lernen kann?
Vieles. Die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden, das Zugehen auf Professorinnen und Professoren, den Mut zu haben ihnen Fragen zu stellen, sich Hilfe bei Mitstudierenden oder Dozentinnen zu holen, die Erkenntnis, dass man plötzlich etwas weiß, weil man es gelesen hat, all das hat mir sehr viel gebracht. Hier war übrigens mein Praktikum ein großartiges Erlebnis, das in Luxemburg im Bachelor Psychologie ja auch Pflicht ist. Wie es wirklich ist, als Psychologe zu arbeiten, war ein Augenöffner für mich. Und während der sechs Praktikumswochen fielen mir oft psychologische Theorien und Erklärungen ein, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie jemals gelernt hatte.
Ihr Berufsalltag und der Bachelor of Science in Psychology…
Herr Melzer, nun sind Sie Studiendirektor des Bachelor of Science des Studienfachs Psychologie an der Universität Luxemburg; was sind in Ihren Augen die zentralen Aspekte auf die es bei einer Bewerbung ankommt?
Die wichtigste Information, auf die wir beim Lesen einer Bewerbung achten, ist die individuelle Motivation. Warum will diese Bewerberin bzw. dieser Bewerber Psychologie studieren? Natürlich wollen alle helfen, und alle wollen verstehen, warum Menschen sich so verhalten, wie sie es tun. Das ist aber nur eine Grundvoraussetzung. Wichtiger ist für uns anhand des Motivationsschreiben zu erkennen, was das für die Bewerberin oder den Bewerber bedeutet. Wie zeigt sich ihre Motivation? Inwiefern hat die Person sich im Vorfeld der Bewerbung über das Fach Psychologie und das Studium, speziell das in Luxemburg, informiert? Was wird sie hier erwarten, wenn sie akzeptiert würde? Würde sie aufgeben, wenn wir sie nicht nehmen, oder hat sie einen Plan B oder C, um Psychologie zu studieren?
Auf der Webpage des Studiengangs (Link) kann man ja die klar definierten Erwartungen Ihrerseits an die Bewerbungsmappe der Interessenten erfahren. Gibt es Ihrer Meinung nach Vorkenntnisse oder praktische Vorerfahrungen die einen besser auf das Psychologiestudium vorbereiten?
Ganz wichtig: Sie müssen keine Vorerfahrungen haben, um sich erfolgreich zu bewerben. Aber natürlich ist es prima, wenn jemand Vorkenntnisse noch praktische Vorerfahrungen hat, etwa weil Psychologie bereits ein Thema oder gar ein Fach in der Schule war, oder jemand schon mit Psychologinnen oder Psychologen Kontakt hatte. Sich aber nur darauf zu berufen, dass diese Vorkenntnisse und Erfahrungen vorhanden sind, reicht allein nicht aus, damit wir einen Studienplatz anbieten. Wie schon gesagt, kommt es darauf an, dass die Bewerberin oder der Bewerber uns ihre Motivation verdeutlicht. Wenn Vorerfahrungen bestehen, wollen wir wissen, warum diese zu dem Studienwunsch geführt haben.
Neben Ihrer Tätigkeit als Studiendirektor forschen und lehren Sie auch an der Universität. Welches sind Ihrer Ansicht nach die schönsten Eigenschaften dieser beiden Berufungen?
In meiner beruflichen Tätigkeit kann ich zwei wirklich tolle Dinge tun: Ich kann in der Forschung Wissen aufbauen und in der Lehre Wissen weitergeben. In beiden Fällen habe ich mit Menschen zu tun. Was könnte schöner sein?
Gibt es auch Aspekte dieser Arbeit, die Sie vergleichsweise weniger mögen?
Was ich überhaupt nicht mag, ist das Überbringen schlechter Nachrichten. Das muss ich als Dozent tun, wenn es um eine ungenügende Note geht, was aber zum Glück nicht so häufig vorkommt, da wir tolle und engagierte Studierende haben. Als Studiendirektor muss ich mit Studierenden ab und an Probleme lösen, die sich im Studium ergeben. Manchmal muss ich dabei streng sein und sagen, was die Studierenden tun müssen. In den allermeisten Fällen finden wir dann jedoch gemeinsam eine gute und einvernehmliche Lösung für alle Beteiligten, was mir auch deutlich besser gefällt.
Wenn wir noch einmal kurz auf das Studium zurückkommen können, welche Türen stehen den Absolventen des BAPs erfahrungsgemäß offen?
Unser Bachelorstudium der Psychologie hat einen sehr guten Ruf und ist auch international sehr gut angesehen. Das Qualitätssiegel der Deutschen Gesellschaft für Psychologie zu besitzen, ist für uns wirklich eine Auszeichnung. Eine Reihe von Absolventinnen und Absolventen des BAP bleiben in Luxemburg und schließen das Psychologiestudium beispielsweise im Master of Science in Psychology: Psychological Intervention ab. Viele gehen zum Masterstudium aber auch in andere Länder, zum Beispiel nach Deutschland. Da unser Bachelorstudium sehr anspruchsvoll ist und die Studierenden im Regelfall mit guten oder sehr guten Noten abschließen, finden die allermeisten dort auch sehr schnell einen Platz in einem Masterprogramm.
Zum Abschluss, hätten Sie noch einen Rat, den Sie sich sonst für Ihre Erstsemester aufbewahren, den Sie uns trotzdem verraten können?
Etwas verstehen ist für das Erinnern immer besser als etwas nur auswendig zu lernen. Wer das Gehörte und Gelesene nach jeder Veranstaltung überprüft, hilft seinem Verstehen und hat später in der Prüfung bessere Karten.
Hier können Sie optional noch weitere Anmerkungen zu Ihrem Studien- und Berufsweg, so wie dem Bachelor in der Psychologie an der Universität Luxemburg anhängen:
Informationen zum Studium bietet nicht nur unsere Webseite des Bachelor of Science in Psychology. Unsere Studiengangsspezialistin Simone Heiderscheid und ich stehen für Fragen und weitere Informationen gerne zur Verfügung.
Herr Melzer, wir danken Ihnen für das Interview!